Zauneidechse bremst Südumfahrung Markdorf bis mindestens 2024 aus

Bis auf weiteres muss der Verkehr weiterhin durch Markdorf rollen. Warum die Eidechse nicht einfach umgesiedelt wurde und wie nun weiter vorgegangen wird.

 

Alexander Tutschner

Die unendliche Geschichte bekommt ein neues Kapitel: Der Bau der Südumfahrung Markdorf verzögert sich um ein weiteres Jahr. Weil bei einer Umweltprüfung Vorkommen von Zauneidechsen entdeckt wurden und es mittlerweile neue Rechtsstandards gibt, muss laut Kreisverwaltung eine Alternativenplanung für den Anschluss der Straße zur B33 am Haslacher Hof gemacht werden. Das hat die Kreisverwaltung am Dienstag im Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik bekannt gegeben.

„Ich hätte mich gerne noch auf den Bagger gesetzt“, sagte Landrat Lothar Wölfle am Dienstag etwas wehmütig. Der Spatenstich für die Südumfahrung stand für Wölfle noch ganz oben auf der Agenda, bevor seine Dienstzeit am 13. Mai endet.

Den Bau zu verschieben, ist ein schwerer Schlag für B33–Anwohner.

Nach zwei Bürgerentscheiden und einigen Kreistagsbeschlüssen habe das Projekt jede demokratische Legitimierung. Seit dem Jahr 2000 wird in Markdorf über eine Ortsumfahrung diskutiert und gestritten, seit 2016 gibt es einen rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss. Nach einem zweiten Bürgerentscheid im November 2021, bei dem 54,5 Prozent für die Straße stimmten, fasste der Kreistag im Dezember 2021 den Beschluss zum Bau.

Zauneidechsen entdeckt

Weil die Umweltprüfungen aber mittlerweile weit zurücklagen, mussten laut Verwaltung Nachuntersuchungen gemacht werden. „In diesem Zuge wurde das Landratsamt über neue Vorkommen streng geschützter Zauneidechsen am Haslacher Hof informiert“, heißt es von der Verwaltung. Das neue Vorkommen befinde sich im Wesentlichen im Bereich der Rampe am Anschluss der Ortsumfahrung Markdorf an die B 33.

Ersatzhabitat reicht nicht

Für die Tiere wurde laut Kreisverwaltung bereits ein Ersatzhabitat vorbereitet. Die Eidechsen einfach umzusiedeln, damit ist es aber offenbar nicht getan. Denn nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts Mannheim vom August 2022 hat die Planfeststellungsbehörde, also das Regierungspräsidium Tübingen, nun eine entsprechende Alternativenprüfung für den Anschluss am Haslacher gefordert.

Laut Tobias Gähr, dem Leiter des Straßenbauamts beim Bodenseekreis, geht es darum, mit der Straße um das Zauneidechsen–Habitat herumzukommen. Das Straßenbauamt habe die Alternativenprüfung bereits Ende 2022 in Auftrag gegeben. Sollte die Alternative zumutbar sein, sei eine Umplanung des Anschlusspunktes erforderlich. Oberstes Ziel ist laut Gähr „die rechtssichere Umsetzung der Maßnahme.“ Er rechnet mit einem Zeitbedarf von einem Jahr.

Kreisverkehr für den Wagnerknoten

Parallel dazu soll außerdem noch untersucht werden, ob am Wagnerknoten der Anschluss der K 7743 nach der Bahnüberführung an die L 207 nicht wie geplant mit einer Ampel, sondern einem Kreisverkehr gemacht werden kann. Die Stadt Markdorf und das RP hatten das laut Verwaltung angeregt. Der Platzbedarf und die Unterhaltskosten würden sich demnach reduzieren. Der Radverkehr könnte so unter der geplanten Eisenbahnbrücke parallel zur K 7743 mitgeführt werden und bisher geplante Radwegdurchlass unter der Bahn könnte im Gegenzug entfallen.

Zeller wittert Morgenluft

Der SPD–Fraktionsvorsitzende Norbert Zeller, ausgewiesener Gegner der Südumfahrung, hatte bereits im Vorfeld der Sitzung einen umfangreichen Fragenkatalog an die Verwaltung zur neuen Situation geschickt. Gähr beantwortete diese ausführlich. Der Amtsleiter rechnete zusammenfassend aber nicht mit weiteren Verzögerungen bei der Südumfahrung, außer dem genannten Jahr für die Alternativenplanung am Haslacher Hof.

Zeller führte einen „noch schwerer wiegenden Konflikt mit den Bachmuscheln in Espengraben, der verlegt werden soll“ an. Der SPD–Mann verwies außerdem auf zu erwartende Kostensteigerung von rund acht Prozent durch die zeitliche Verschiebung. Laut Verwaltung belaufen sich die Gesamtkosten auf rund 33 Millionen Euro, von denen rund 9 Millionen das Land übernimmt. Jeweils 12 Millionen Euro fallen dann auf den Kreis und die Stadt Markdorf.

Mehrheit für Südumfahrung steht

Während Evmarie Becker (Grüne) Zellers Fragenkatalog als gerechtfertigt begrüßte, sahen die Fraktionen von FW, CDU und AfD darin einen Versuch, das Projekt zu verzögern. „Für uns ist die Marschrichtung klar, wir brauchen und wollen dieses Infrastrukturprojekt“, sagte Johannes Henne für die CDU.

Die offenen Punkte müssten jetzt abgearbeitet werden, sagte Frrank Amann (FW), allerdings sollten keine Nebenkriegsschauplätze eröffnet, werden sagte er Richtung Zeller, von dem er vermutete, dass er für die Gegner des Projektes wieder „ein Bein in die Tür bringen will“. Irgendwann müsse mal gut sein, sagte Christoph Högel (AfD), man solle nicht jedes Mal eine Grundsatzdiskussion lostreten.

Kleiner Spatenstich geplant

Zwar kann der Bau der Südumfahrung jetzt nicht mehr in seiner Amtszeit beginnen, einen „Spatenstich en miniature“ soll es nach Landrat Wölfle aber trotzdem geben. Laut Kreisverwaltung wird in den kommenden Monaten bereits mit der Herstellung einer ökologischen Ausgleichsmaßnahme begonnen, die ohnehin für das Projekt notwendig ist. Diese soll dann als symbolischer Spatenstich für das gesamte Projekt dienen.