Vorhaben liegt weiter auf Eis: Spatenstich für die Südumfahrung frühestens 2025

Der Bau der Umfahrung Markdorf rückt in immer weitere Ferne: Während Knoten umgeplant werden, tauchen am östlichen Trassenende neue Eidechsen auf. 2024 soll die nächste Kostenschätzung kommen, aber noch kein Baubeginn.

 

 

Ex-Landrat Lothar Wölfle muss sich nicht grämen, dass er im Mai bei seinem Eintritt in den Ruhestand den Spatenstich für die Südumfahrung Markdorf, den er so gerne noch vorgenommen hätte, verpasst hat: Er wird auch 2024 nicht stattfinden. Ursprünglich bereits geplant für Ende 2022, war er ins Wasser gefallen, nachdem am geplanten Anschlussknoten am westlichen Ende an die B33 eine größere Zauneidechsenpopulation gefunden wurde. Die kleinen Reptilien gehören zu den geschützten Tierarten, wo sie auftauchen, können die Bagger wieder abfahren.

 

Verzögerung hat Auswirkungen

Nachdem in diesem Bereich zwischenzeitlich weitere Vorkommen der Zauneidechse aufgetaucht sind, wurde der Anschlussknoten in den vergangenen Monaten umgeplant. „Zum zeitlichen Horizont können wir aktuell noch keine verlässlichen Aussagen treffen“, teilt die Pressestelle des Landratsamtes mit. Sicher ist nur: Auch im kommenden Jahr wird es zwischen der Firma Wagner im Osten und der B33 zwischen Markdorf und Ittendorf im Westen keinen Beginn der Bauarbeiten für die Umfahrungstrasse geben. Zum Spatenstich wird es also frühestens 2025 kommen.

 

 

Das wiederum hat, abgesehen von der erneuten Verzögerung des Vorhabens, nicht unwesentliche Auswirkungen: In den angespannten Haushalten des Landkreises und der Stadt Markdorf müssen für 2024 keine größeren Summen eingestellt werden: Bei der Stadt hat Kämmerer Michael Lissner einen ersten Anteil von 250.000 Euro eingeplant und auch beim Landratsamt ist für 2024 lediglich eine kleinere Rate von 550.000 Euro hinterlegt. Vor allem Lissner wird darüber nicht unglücklich sein. Seit Jahren ist der Haushalt der Stadt klamm, freie finanzielle Mittel für neue Projekte gibt es keine und auch im kommenden Jahr werden die Finanzen der Stadt nur dadurch ausgeglichen werden können, weil das Rathaus für die vorgesehenen Investitionen einen Kredit in Höhe von vier Millionen Euro aufnehmen wird und der Schuldenstand der Stadt dadurch bis Ende 2024 auf 7,4 Millionen Euro ansteigen wird.

 

Noch mehr Eidechsen auch im Osten

Derweil schlägt man sich beim Landkreis mit einem neuen Eidechsenproblem herum: Inzwischen wurden auch im Bereich des geplanten Wagner-Knotens weitere Vorkommen festgestellt, neben dem bereits 2006 nachgewiesenen am Bahndamm. Nun gibt es die Tiere auch am Regenrückhaltebecken, an der L207 und an einer weiteren Stelle am Bahndamm. „Derzeit wird ein Konzept erarbeitet, um in einer Kombination aus Vergrämung und Absammlung die Zauneidechsen umzusiedeln“, teilt Landratsamt-Pressereferent Lars Gäbler mit. Neu planen lasse sich der dortige Knoten bei der Firma Wagner nicht, da entlang des Bahndammes durchweg vergleichbare Bedingungen für die Echsen vorzufinden seien. Aktuell ändere man im Landratsamt dafür noch den landschaftspflegerischen Plan. Ist das erledigt, stehe nochmals eine erneute Abstimmung mit dem Regierungspräsidium an.

Die neue, alternative Planung des Knotenpunktes im Bereich des früheren Haslacher Hofes an der B33 sei nun entwickelt, heißt es aus dem Landratsamt. Die nun gegenüber der Ursprungsplanung weiter Richtung Osten verschobene Lage führe dazu, dass ein Eingriff in das zusätzlich aufgefundene Zauneidechsenhabitat vermieden werden könne. Ebenso sei parallel dazu die Umplanung des Knotens am anderen Ende fertiggestellt worden. Bei der Firma Wagner soll ein Kreisel anstelle der zuerst geplanten Ampelkreuzung eingerichtet werden.

Neuer Zeitplan nächstes Jahr im Kreistag

Aufgrund der nötig gewordenen Umplanungen werde sich die Baumaßnahme „deutlich verzögern“, so Landratsamt-Sprecher Robert Schwarz. Ein neuer Zeitplan soll im nächsten Jahr im Kreistag vorgestellt werden. Dann soll es auch eine aktualisierte Kostenschätzung geben. Stand jetzt, so Schwarz, könne man dann mit der Haushaltsplanung 2025 die Kosten konkretisieren.

Bei 35 Millionen wird es nicht bleiben

Zuletzt waren die Baukosten, nach etlichen Steigerungen über die Jahre hinweg, auf rund 35 Millionen Euro taxiert worden. Nachdem das Land seinen Kostenanteil auf maximal 9,5 Millionen Euro gedeckelt hat, müssen Stadt Markdorf und Landkreis den zunehmend größer werdenden Restbetrag hälftig untereinander aufteilen. Das wären aktuell bereits knapp 13 Millionen Euro pro Seite.

In der Markdorfer Finanzplanung rechnet man aktuell aber noch mit gesamt 12,1 Millionen Euro. Dabei wird es definitiv nicht bleiben. Alleine wegen der nun nötig gewordenen Umplanungen ist mit weiteren Kostensteigerungen von mehreren Millionen Euro zu rechnen. Momentan hätte die Stadt Markdorf diese Mittel auf längere Sicht nicht zur Verfügung.