Verkehrsberuhigung hier, mehr Verkehr da? Anwohner klagen über Lärm und Gefahrenstellen

 

Von Immenstaad kommend gilt auf der Ortsdurchfahrt Fischbach ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen. Anwohner fürchten, dass diese auf andere Strecken im Ort ausweichen, fordern eine bessere Beschilderung und Tempo 30.

 

 

Anwohner in der Schnetzenhauser Straße fordern eine faire Lastenverteilung. Zwar hat die Stadt bei der Beschilderung rund um das Durchfahrtsverbot für Lastwagen auf der Fischbacher Ortsdurchfahrt inzwischen nachgebessert, trotzdem sieht die Bürgerinitiative (BI) Schnetzenhauser Straße nach wie vor dringenden Handlungsbedarf.

Darum geht es in der Diskussion

Seit der Eröffnung der B31-neu sind Endlos-Staus auf der Fischbacher Ortsdurchfahrt zwar Geschichte, aus Sicht der Verwaltung waren zuletzt aber noch immer zu viele Lastwagen auf der Strecke unterwegs. Seit Anfang des Jahres ist sie aus Richtung Immenstaad für Lastwagen daher gesperrt. Eine Ausnahme besteht für den Lieferverkehr. „Eine offizielle Definition, was unter den Begriff Lieferverkehr fällt, gibt es allerdings nicht“, sagt Karl-Heinz Bieser von der Bürgerinitiative.

Dürfen hier nur Lastwagen passieren, die nach Fischbach wollen. Oder ist die Strecke auch für Lastwagen frei, die nach Manzell oder nach Friedrichshafen-Ost müssen? „Wer nicht weiß, was die Ausnahmeregelung beinhaltet, bleibt angesichts des Verbotsschilds vorsorglich sicher auf der B31-neu“, glaubt Bieser. Dass vor allem der überregionale Schwerlastverkehr auf der neuen Strecke gehalten wird, sei nach jahrzehntelangen heftigen Verkehrsbelastungen eine klare Verbesserung. Für die Anwohner der Schnetzenhauser Straße ergibt sich eigenen Angaben zufolge aus der Beschilderung aber ein Problem.

„Laster, die beispielsweise zum RRPS-Werk 2 oder in Richtung Kaufland möchten und nicht in Richtung Fischbach abbiegen, kommen dann über die Anschlussstelle Nordwest nach Spaltenstein und weiter in Richtung Manzeller und Schnetzenhauser Straße“, sagen Karl-Heinz Bieser und seine Frau Ingrid. Aufgrund des geringen Straßenquerschnitts seien diese Strecken nicht dafür ausgelegt. „Gestern und heute sind sogar Schwertransporte durch unsere Straße gefahren“, berichtet der Anwohner und stellt sich die Frage, ob auch hier das Durchfahrtsverbot durch Fischbach möglicherweise falsch interpretiert wurde.

Hier fordern die Anwohner Nachbesserungen

„Piktogramme sind international verständlich“, sagt Karl-Heinz Bieser. Daher sollten solche auf den Wegweisern angebracht werden, um Lastwagenfahrern deutlich zu machen, dass sie die Fischbacher Ortsdurchfahrt auch auf dem Weg zum RRPS-Werk 2 oder zum Kaufland Stockerholz nutzen können. Aus Sicht der Bürgerinitiative sollte dies trotz der Verkehrsberuhigung verträglich sein. Der Verkehr solle schließlich zielgerichtet geleitet werden.

Die Stadtverwaltung glaubt, dass die inzwischen sichtbarer ausgewiesene Beschilderung an der Anschlussstelle Fischbach eine „Verbesserung der Verkehrslenkung an dieser Stelle“ bewirkt, alle Verkehrsteilnehmer die neue Regelung rechtzeitig erkennen und ihre Route entsprechend anpassen. Schwerverkehr mit dem Ziel Kaufland oder RRPS können natürlich weiterhin die Ortsdurchfahrt passieren.

„Grundsätzlich möchten wir mit dem Lkw-Fahrverbot eine pragmatische Lösung schaffen, die einerseits die Verkehrsbelastung in Fischbach minimiert und andererseits unnötige Mehrfahrten verhindert“, sagt Stadtsprecherin Andrea Kreuzer. Daher könnten über die Stecke natürlich auch Ziele außerhalb der Ortsdurchfahrt angesteuert werden, „wenn diese Route nachvollziehbar besser ist, als über die B31-neu und die Anschlussstelle FN-Nordwest und Schnetzenhausen zu fahren“. Ein Lkw-Fahrverbot aus Fahrtrichtung Friedrichshafen sei nicht vorgesehen.

„Ersten Beobachtungen und unserer Einschätzung nach bewirkt das Lkw-Fahrverbot kein zusätzliches Verkehrsaufkommen in Spaltenstein, Schnetzenhausen und in der Schnetzenhauser Straße in Manzell“, erklärt die Stadtsprecherin. Lediglich der Ziel- und Quellverkehr würde an der Anschlussstelle FN-Nordwest abfahren. Andernfalls sei die Route über die B31-neu in Richtung Lindau oder Ravensburg attraktiver und schneller. Eine Ausweisung einzelner Betriebe auf der Beschilderung halte man für nicht zielführend.

Anwohner dokumentiert Verkehrsbewegungen

Die Bürgerinitiative hält auch an ihrer Forderung nach einem dauerhaften Tempolimit von 30 Stundenkilometern in der Schnetzenhauser Straße fest – inklusive Blitzer. Schon vor zwei Jahren hatte die BI rund 100 Unterschriften dafür gesammelt und diese mit dem Verweis auf Lärm, ein hohes Lastwagen-Aufkommen sowie Gefahren für Fußgänger und Radfahrer an die Stadt übergeben. Von der Verwaltung sei man damals allerdings „abgebügelt worden“, kritisiert Bieser. Man erfülle die Anforderungen, die Verwaltung sah daher keinen Handlungsbedarf. Aus Sicht des Anwohners bestehe hingegen Spielraum bei der Auslegung der Vorgaben.

Sofern lediglich in der Ortdurchfahrt Tempo 30 gelte, bestehe die Gefahr des Ausweichverkehrs. Karl-Heinz Bieser dokumentiert die Verkehrsbewegungen vor seinem Haus seit mehr als zwei Jahren lückenlos. Mit einer Messanlage kann er rund um die Uhr Anzahl, Richtung und Länge der Fahrzeuge, Geschwindigkeiten und Schallpegel erfassen. „Ich habe diese Zahlen auch der Stadt angeboten, es bestand allerdings kein Interesse“, sagt Bieser. Auf Anfrage wiederholt die Stadt, dass es in der Schnetzenauser Straße für Tempo 30 „derzeit keine rechtliche Grundlage und Möglichkeit“ gebe. Gegebenenfalls könnten im Rahmen des Lärmaktionsplans diese Voraussetzungen geschaffen werden. Die Untersuchungen hierzu laufen derzeit.