Diskussionsbeitrag von Wolfgang Jürgensmeyer, Bermatingen im Zusammenhang mit der gemeinsamen Ortsumfahrung Bermatingen/Markdorf, Stand 23.12.2001. Kritik am Inhalt ist willkommen, tel. 912138. Weitere Details siehe auch internet http://www.bobtec.de/ zu den Links „Straßenbau“ und „Forum“ und den Link „Lärm“ beim Umweltministerium http://www.lfu.baden-wuerttemberg.de/

 

 

 

Fernstraßenbau im westlichen Bodenseeraum

 oder   Das Komplott gegen ein ökologisches Vorranggebiet

 

1. Behauptung :

 

Das Regierungspräsidium in Tübingen will zwischen Bodensee und Gehrenberg - wie schon seit dreißig Jahren - die Lücke im Ost-West-Fernstraßennetz leistungsfähig schließen, egal unter welchem Planungsettikett.

Die erste Bodenseeautobahn-Karte gab es bereits vor 1940. Ernsthaft ging es in den 70er Jahren an die Planung der A98. Nachdem diese wegen Parallelplanung mit einem vierspurigen Ausbau der B31 und einer Umweltverträglichkeitsprüfung kippte, verlegten sich die Straßenbauer auf eine Kraftverkehrsstraße auf fast gleicher Trasse (Autobahn ohne Seitenstreifen). Der Plan ist Bestandteil des Bundesfernstraßengesetzes und hat in seinen Fortschreibungen damit Gesetzeskraft. Er wird nach längerer Pause vermutlich erst 2003 wieder aktualisiert. Nachdem Erhaltungsaufwendungen für bestehende Straßen und wichtige Netzergänzungen fast den gesamten Straßenbauetat aufsaugen, wird es eng für Neubauten. Deshalb soll die höhere Leistungsfähigkeit der B31 im Bodenseekreis wenigstens als Planfall 7 (P7) realisiert werden. Dieser P7 enthält verschiedene Neubau-Trassenvarianten, von denen die Variante 7.5 Anfang Nov. 2001 vom Reg.Präs. als Favorit genannt wurde, die m.E. aber die geringste Durchsetzungschance hat. Die Begründung des Reg.Präs. liegt als rechtlich unverbindliches 162seitiges Werk für jedermannfrau im Rathaus zur Einsicht aus.

Gleichzeitig zum B31-Ausbau wird im Hinterland im Bereich der früheren Autobahntrasse und etwa auf der Linie Planfall 7,Variante 2a (P7/2a) zufällig eine gemeinsame Ortsumfahrung (OU) Bermatingen/Markdorf als Bürgermeister-Ortsumfahrung plus ein Neubau der L207 (östlich Kluftern, parallel zur Bahntrasse) geplant. Aus dem Finanzierungstopf für Gemeindestraßen (GVFG-Mittel) lässt sich diese Ortsumfahrung angeblich schnell realisieren. Vom Kreistag wurde im April 2001 die Planung freigegeben. Vor Ort wird uns das Ganze als Entlastung des Bürgers verkauft - obwohl es das Gegenteil bewirkt und einen Baustein in einer massiven Industrialisierungsaktion im Rahmen des Verdichtungsraumes Nördliches Bodenseeufer darstellt ! Die Trasse P7/2a hatte 1999 die höchste Bewertung in Bezug auf ihre verkehrsbezogene, überregionale Leistungsfähigkeit. Die alles andere als logische gemeinsame Ortsumfahrung Bermatingen/Markdorf ist Bestandteil dieser inoffiziellen Hinterlandtrasse, die sich still und zwangsläufig entwickelt, weil es sich so aus dem zeitlichen Zusammenhang zum B31-Ausbau ergeben wird. Die offizielle Begründung zur OU aus dem Kreistag (April 2001) lautet „...die bessere Anbindung des Salemer Raumes und des Deggenhauser Tales nach Friedrichshafen“. Das schaffen bereits die bestehende L205 mit den sehr großzügig dimensionierten Kreisstraßen K7782/7760/7759/44 ( Ittendorf-Ahausen-Mimmen-hausen bzw. Neufrach und über Grünwangen nach Markdorf ) und die hier fast unbemerkt im Ausbau befindliche L204 (Stefansfeld-Untersiggingen-Hefigkofen), ohne dass unser Raum mit einer neuen Industrialisierungs-Straße schwer geschädigt werden muß.

Bereits ein großer Neubau ( OU oder B31neu ) mit seinen unvermeidbaren Anbindungen und Begleitmaßnahmen wäre Teil des beabsichtigten Lückenschlusses und ein Geschenk an den Fernverkehr - aber eine Katastrophe für die Region ! Statt nur den starken hausgemachten Regionalverkehr arbeitszeitab-hängig an vielen Tagen im Jahr, hätten wir an allen Tagen und über 24 Stunden im Jahr die zusätzlichen Nachteile durch Lärm und Abgase des überregionalen PKW- und LKW-Transitverkehrs und weiteren von Neubaustrecken induzierten Eigenverkehr. Der überregionale Verkehr nimmt in unserer Region jeden Entlastungs-Ausbau an – und überlastet ihn auch sofort wieder !

Wenn alle planfestgestellten oder bereits im Bau befindlichen Straßenbaumaßnahmen umgesetzt sind, werden wir schnell genug und zügig vom Bodenseekreis aus das überregionale Fernstraßennetz erreichen. Es sind die Anschlüsse vor Ravensburg, Kressbronn und Überlingen. Alle darüber hinausgehenden Neubaumaßnahmen, die zusätzlichen Durchgangsverkehr in die Region ziehen, nützen bei einer Bewertung der Schäden weder der hiesigen Industrie noch dem Bürger.

Auch für Laien ist erkennbar, daß für den Bodenseeraum immer noch keine integrierte Verkehrsplanung für Fracht- und Personenbewegungen umgesetzt wurde, obwohl höchster Bedarf besteht und das Fachwissen verfügbar ist. Die Skizze im Anhang soll nur einen groben Überblick zum regionalen Netz und seine Zusammenhänge geben. Von den Bundesstraßen werden lange vor dem Neubau einer B31 als Planfall 7.5 die  B30neu (RV-FN),  die Stadtumfahrung FN-West als B31neu  und bei Überlingen der Anschluß vom Tierheimknoten (Ende der dreispurigen Strecke) zum Burgberg an der B31alt gebaut. Wer uns den Planfall 7.5 als Entlastung des Hinterlandes verkaufen will, vernebelt mit Absicht die Zusammenhänge und Fakten.

 

 

2. Beweise :

 

c)        Der Bundesverkehrswegeplan mit gesetzlicher Bindung enthält für das Bodenseehinterland immer noch eine KFZ-Straße ( Schnellstraße als „gelbe Linie“ von Überlingen bis über die B30 hinaus nach Osten ; s. gültigen Bundesfernstraßenplan )

d)       Die vom Regierungspräsidium Tübingen am 6.Nov. 2001 verkündete „Raumordnerische Beurteilung .... für den  Aus- bzw. Neubau der B31 zwischen Überlingen und Friedrichshafen ....“ mit der Festlegung auf die m.E. extrem schwer durchsetzbare Trassenvariante „7.5“ wurde von den in besonderer Weise kundigen CDU-Abgeordneten Arnegger und Schockenhoff anlässlich eines bestellten Presseinterviews am 21.Nov.2001 für die nächsten 40 (!) Jahre als nicht realisierbar bezeichnet. In diesem Zeitrahmen ist der B31-Ausbau für eine Entlastung des Hinterlandes nicht relevant bei der Betrachtung der gemeinsamen Ortsumfahrung. Diese soll deutlich früher fertiggestellt werden – wenn überhaupt.

e)        Die Variante „2a“ auf der Trasse der gemeinsamen Ortsumfahrung Bermatingen/Markdorf hat im Raumordnungsverfahren ( Tabelle vom Mai 99 ) die höchste verkehrliche Bewertung aller Varianten des Planfalls 7. Dieser gemeinsamen Ortsumfahrung Bermatingen/Markdorf wird im gleichen Interview vom 21.11. in entlarvender Form „...große strukturpolitische Bedeutung für den gesamten westlichen Bodenseekreis“  zugesprochen.

f)           Markdorf hat bei seiner B33-Ortsumfahrung auf Priorität im nächsten Bundesfernstraßenplan verzichtet (s. Bedarfsliste vom Land an den Bund ). Die gemeinsame OU als Kreisstraße scheint ihnen vermeintlich sicher. Dabei ist eine gemeinsame OU alles andere als zwingend. Laut Verkehrsgutachten Büro Schaechterle/Siebrand wird diese „Ortsumfahrung“ ohne einen gleichzeitigen Ausbau der B31 in kurzer Zeit mit  „...deutlich über 20.000 KFZ/Tag an ihre Belastungsgrenzen ....stoßen“ (s. 2.Protokoll des projektbegleitenden Arbeitskreises zur OU Md/Berm. ), eine ähnliche Aussage kommt vom Straßenbauamt . Es handelt sich sicher nicht allein um die Fahrzeuge, um die die Ortsdurchfahrt Bermatingen entlastet werden soll.

g)       Die Verkehrsbelastung der Gehrenbergstraße in Ahausen als Zubringer zum Knoten auf der Verbindung Ahausen-Bermatingen wird vom gleichen Planungsbüro bei einer der Variantenplanungen (1.2) für das Jahr 2010 mit 8800 PKW/Tag errechnet. Auch hier kann es sich nicht nur um örtlichen Ziel- und Quellverkehr handeln, sondern auch der im April 2001 vom Kreistag beschlossene Vollausbau der K7782 für die Strecke Mühlhofen-Ahausen mit B31-Ausweich-Verkehr nach Ravensburg dürfte beteiligt sein.

 

3. Befürchtungen :

 

Schon vor der Umweltverträglichkeitsprüfung gegen die Bodenseeautobahn A98 gab es gewichtige Gründe gegen neue Hinterlandtrassen. Allein die jüngste „Raumordnerische Beurteilung mit Umweltverträglichkeitsprüfung“ des Reg.Präs. zum Planfall 7 mit Einbeziehung der Trassenvariante 2a (die OU Bermatingen wäre ein Teil davon) liefert wieder starke Argumente gegen den Bau einer neuen Straße zwischen der L205 und der in 2 km parallel verlaufenden K7760/82 (Mimmenhausen-Ittendorf). Der Natur und für das Lärmempfinden der Bürger ist es egal, über welche Straßenklasse ( A, B, L oder K ) der Verkehr rollt. Um welche Mengen es geht : siehe oben im Text. Deswegen gelten alle Bedenken gegen andere Straßen auch für unsere sicherlich großzügig geplante Ortsumfahrung auf gleicher Trasse. In den Teilen der „Raumordnerischen Beurteilung mit Umweltver-träglichkeitsprüfung“ zur Trasse 2a können Sie gleich an mehreren Stellen Bewertungen lesen, die auch Bezug zur OU Bermatingen/Markdorf haben :

c)        Verlärmung des gesamten Bereiches, dessen Maß weit über den objektiv messbaren Pegel des unmittelbaren Trassen-Lärmbandes hinausgeht und die das Gefühl einer diffusen Verlärmung erzeugt

d)       Der Raum wird für die ruhige, landschaftsgebundene Erholung ( und eine zukünftige ökologische Landwirtschaft ) entwertet

e)        Das ruhige, kulturhistorisch und klimatisch empfindliche Hinterland wird in hohem Maße durch den zusätzlichen Verkehr beeinflusst

f)           Sehr hohes zusätzliches Smogrisiko bei Inversionswetterlagen ( Kaltluft am Boden ) bei bisher schon hohen Belastungen durch Hausbrand und Abgase

g)       Wegen des hohen Grundwasserstandes sind die Gemeinde-Wasserversorgungen durch alte und neue Straßen stark gefährdet

h)       Grundsätzlich sind Teile der Senke Salem-Markdorf überflutungsgefährdet     ( Die Wetterextreme häufen sich; nach dem überraschenden Pfingsthochwasser 1999 und einem erstmals registrierten europäischen Hurrikan  <„Lothar“> und heuer –45°C in Süddeutschland sicher nicht von der Hand zu weisen )

i)            Die Trasse 2a widerspricht dem Verfassungsauftrag zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Allen P7-Varianten gemeinsam sind Konflikte mit besonders geschützten Biotopen. Das gilt selbstverständlich auch für andere Straßen auf gleicher Trasse.

j)              Die Variante 2a führt zu dem Ergebnis, dass sie mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung, der Regional- und Landesplanung nicht vereinbar sei, obwohl sie die „...Konzentration der gewerblichen und siedlungsstrukturellen Entwicklung...“ am umfassendsten ausfüllen kann         ( was sie als gemeinsame OU im Endeffekt vermutlich auch leisten soll ! )

 

Es handelt sich hier sicher nicht um eine kleine Ortsumfahrung. Glaubwürdig werden die Straßenbauer erst, wenn ein Planfeststellungsbeschluß für den Ausbau der B31, Planfall 7.x vorliegt, bevor es an die Bermatinger Ortsumfahrung geht. Die Ergänzung nach Nordwesten (s. Skizze), vorbei an der Kläranlage Neufrach mit einem Anschluß zur K7759 zum schnell wachsenden Gewerbegebiet Salem, einer geplanten Bahnunterführung zum künftigen Kreisverkehr Neufrach oder nördlich von Buggensegel an die bestens ausgebaute K7760 zur L201 (südwestlich Mimmenhausen) ist dann nur noch ein Katzensprung durch die Felder, von dem sich jeder selbst bei einem Spaziergang überzeugen kann. Dann folgt Zug um Zug ( nach Prof.Schächterle ) der „leistungsfähigere Ausbau“ und es entwickelt sich mit der Zeit aus der „kleinen Ortsumfahrung“ ein Teil der Transit-Hinterland-Trasse, die wir hoffentlich alle nicht wollen. Glauben Sie ernsthaft, dass vom Verkehrsminister in Berlin noch Geld für eine neue Bundesstraße (z.B. P7.5) ausgegeben wird, wenn die „bessere“ Trasse im Hinterland nur leistungsfähiger ergänzt werden muß?

 

 

4. Verlieren werden durch eine Bermatinger Ortsumfahrung :

 

c)        die Landwirte hektarweise ihr Land für die Straße, die Böschungen, die Knoten, die Ausgleichsflächen und zusätzlich noch 20-40% der Kosten für eine Flurbereinigung ( wer immer zu den Verlierern gehören soll, hat irgendwann die Nase voll und sollte sich rechtzeitig wehren )

d)       Ahausen durch den zusätzlichen Lärm von prognostizierten 8800 PKW / Tag durch die Gehrenbergstraße bis zum Knoten der OU auf der Gemeinde-verbindungsstraße nach Bermatingen

e)        die Bermatinger in der Siedlung durch zusätzliche Verlärmung aus der Hauptwindrichtung mit ca.1,5% Wertverlust ihrer Grundstücke je zusätzlichem dB(A) Lärm ( lt. Umweltbundesamt, Witte )

f)           die Anlieger der L205 werden quasi betrogen, weil die L205 nicht heruntergestuft wird ( lt. MdB Schockenhoff ) und sich deswegen die erhoffte Reduktion beim nächtlichen Verkehrslärm nicht einstellen wird und Lärmschutzfenster an alten Straßen leider noch nicht einklagbar sind (LKW´s und zu schnelle PKW´s in den Nachtstunden sind das Hauptproblem. Die erwartete Lärmminderung am Tage wird gering sein.)

g)       alle Bermatinger und Ahauser durch massiven Natur- und Heimatverlust im Nahbereich unserer Orte

h)       die Gemeindefinanzen durch einen Anstieg der pro Kopf Verschuldung um min. 60% von heute 1200 auf 2000 DM ( wenn es beim geschätzten Eigenanteil von 3 000 000 DM überhaupt bleibt und sich nicht doch noch der „Sponsor“ findet ). Außerdem wird so der finanzielle Spielraum unseres neuen Bürgermeisters für wichtigere Dinge zu Null gefahren.

 

    Weitere offenen Fragen : Wo verläuft die Trasse der OU genau, angeblich liegt sie bis auf wenige 10 Meter fest ? Welche Straßenquerschnitte sind vorgesehen ; mit oder ohne Damm ? Wie groß und welcher Art ist der „höhenfreie“ Straßenknoten zwischen Bermatingen und Ahausen ? dito. bei der L205 und B33? Wie werden die Radfahrer an den Knoten geführt ? Wie teuer wird der Gemeindeanteil für die gesamte Baumaßnahme wirklich? Wie stellen sich die tageszeitbezogenen Verkehrszahlen einer Null-Lösung für Ahausen in Richtung Ittendorf dar? Wie soll unser Trinkwasserbrunnen direkt neben der Trasse geschützt werden? Wird der Ahauser Stachus LKW-tauglich ? Wie weit reicht die zusätzliche Lärmschleppe durch die OU; wie hoch sind die Pegel und welche Lärmschutzmaßnahmen können die Anwohner der Bermatinger Siedlung und in Ahausen erwarten ? dito. für die Alt-Anlieger an der L205 ? „Demokratischen Lärm für alle“ wollen wir gewiß nicht ! Viele Antworten sind schon möglich, warum informiert uns niemand freiwillig ?

Wer kann unter solchen Randbedingungen guten Gewissens Straßenneubau verantworten, solange Details, Alternativen und andere Maßnahmen von den Betroffenen noch nicht einmal diskutiert werden konnten? Wie gehen wir mit Landschaft und Produktionsflächen um? Der aktuelle Lebensmittelüberfluß kann doch nicht der Maßstab für die Zukunft sein. Überlagert wird alles durch den kaum kalkulierbaren Einfluß zukünftiger Rohölpreise auf das Verkehrsverhalten. In diesen Jahren überschreitet die weltweite Rohölförderung bei weiter steigendem Verbrauch ihr Maximum - mit dem Ergebnis, dass geringfügige Verknappungen zu überproportionalen Preiserhöhungen führen werden ( +300% für 5% Verknappung bei wichtigen Wirtschaftsgütern waren bereits reale Werte ). Das geht dann sehr schnell und führt zu revolutionsartiger Reduktion im Verkehrsaufkommen. (s. http://www.energiekrise.de/ mit Links zu seriösen internationalen Quellen)

 

5. Vorschläge zum weiteren Vorgehen :

 

a)                Im Gegensatz zu massiven Industrialisierungsinteressen der Kreistags-Bürgermeister haben die hiesigen, über Zusammenhänge kaum informierten Bürger und Gemeinderatsmitglieder keine Interessenanwälte. Ob die Bürger in Bermatingen /Ahausen bereit sind, sich rein wirtschaftlichen oder überregionalen Interessen zu beugen, sollte man nach einer korrekten Pro- und Kontra- Öffentlichkeitsarbeit mit einem Bürgerentscheid feststellen. Lockere Stammtischgespräche der Parteien, der Vorfeldbeschluß aus einer uninformierten Gemeinderatsrunde Anfang 2001, Zeitungsartikel oder eine einmalige Bürgerversammlung mit rigider Versammlungsleitung genügen keinesfalls diesem Informationsanspruch.

b)                Die Verwaltung erkennt in öffentlicher Gemeinderatssitzung lange vor der Entscheidung für den Bau einer Ortsumfahrung folgende Punkte als vordringlich an und bearbeitet sie in qualifizierter Weise:

1.    Es ist nur fair, wenn die vernachlässigten Schutzmaßnahmen für die L205-Altanlieger jetzt endlich nachgeholt werden, wie Schallschutzfenster mit Lüftungsanlagen und eine nennenswerte Bereitstellung verschiedener öffentlicher Zuschüsse ( gepoolt über die Gemeindekasse, damit der Bürger nur eine Ansprechstelle hat ). Die geländeschonendste Trasse für eine kurze Ortsumfahrung parallel zur Bahntrasse wurde leider vor Jahren am Rathaustisch verplant.

2.    Der Fußgänger jeden Alters ist belästigt und gefährdet, wenn er zu Spitzenzeiten im Dorfkern die Straße queren will. Mit mindestens zwei zusätzlichen Zebrastreifen an den richtigen Stellen ist das Problem sofort entschärft. Daß der (Durchgangs-) Verkehr stark abgebremst wird, ist nur im Sinne des Lärmschutzes und der Sicherheit. Sollte das Straßenbauamt sich gegen weitere Zebrastreifen aussprechen, muß man es darauf ankommen lassen. Der ortsansässige Bürger und seine Vertretung sind schließlich der Souverän !

3.    Die PKW-Parker im Ortskern werden immer undisziplinierter. Ständig wird gefährlich gegen die Fahrtrichtung links ein- und ausgeparkt und das z.T. auch noch kreuz und quer auf den Bürgersteigen, so daß mit Kinderwagen auf die Straße ausgewichen werden muß. Ehe eine Umfahrung zur besseren (Gewerbe-?) Dorfentwicklung propagiert wird, sollten die Verwaltung und der Gemeinderat hier ihre Hausaufgaben besser lösen.

4.    Damit nicht immer mehr Bürger vom Lärm des Durchgangsverkehrs betroffen werden, sollte keine weitere Wohnbebauung an der Bermatinger L205 und der Ahauser K7782 genehmigt werden. Aus wessen Interessenlage heraus wurde das in den letzten 20 Jahren nicht berücksichtigt?

c)        Das Straßenbauamt Überlingen soll zu den vielen Neubauvarianten eine optimierte Null-Lösung für Bermatingen-Ahausen vorbereiten, weil die Durchsetzbarkeit einer neuen Straße aus den oben geschilderten Gründen äußerst zweifelhaft ist. ( Schon mit einem Verwaltungsgerichtsverfahren ist aus Zeitgründen das Landes-Geld für die OU angeblich weg! ) Zur Null-Lösung gehört z.B. jedes Mittel, das den nächtlichen Schwerverkehr durch Bermatingen und Ahausen unterbindet sowie als Entscheidungsbasis eine nach Tageszeiten aufgeschlüsselte, aktuelle Verkehrszählung. Wenn wir in wenigen Jahren viel stärker auf einen ÖPNV und Schienenfracht angewiesen sind, wird es Zeit, dass die bisherigen Randbedingungen verbessert und die andernorts schon bewährten Modelle auch hier installiert werden.

 

Diskutieren Sie die OU im Bekanntenkreis und äußern sich gegenüber der Verwaltung und den Gemeinderatsmitgliedern selbst, damit unsere schöne Gegend nicht von überregionalen Interessenten zerstört wird. Wenn die Straßenbaufreunde oder -Gegner nach Austausch aller Argumente bei einem Bermatinger Bürgerentscheid unterliegen, werden sie sich beugen. Bisher gab es jedoch keine qualifizierte Information, obwohl schon viele Randbedingungen diskutierbar sind. Ich bin der Ansicht, dass es viele gute Argumente gegen den Neubau einer Bermatinger Ortsumfahrung gibt und wir uns zu schade für eine Übertölpelung sein sollten. Bisher wurden die Prioritäten zulasten des Fußgängers und zugunsten des ruhenden und fließenden PKW-/LKW-Verkehrs gesetzt. Die Zeit ist reif für eine Entscheidung zum Wechsel.

Wer Lust hat, sich finanziell beim Schutz der hiesigen Bodenseelandschaft zu beteiligen, dem empfehle ich das seriöse Spendenkonto, Stichwort : „Aktion Südumfahrung ; Bermatingen“, Konto-Nr. 602 93 805, VB Üb, BLZ 690 61 800. Individuelle Beratung bietet Ihnen ggf. die „Bürgerinitiative Bermatingen-Ahausen für das bessere Verkehrskonzept e.V.“ über tel. 07544-73320 oder sachkundige Mitglieder von der „Aktionsgemeinschaft Südumfahrung“ in Markdorf über tel. 07544-8307 bzw. suedumfahrung@8ung.at 

Viel Erfolg bei Ihren eigenen Überlegungen wünscht Ihnen Wolfgang Jürgensmeyer.