Rund 170
Bürger - auch aus Immenstaad, Spaltenstein und Schnetzenhausen
- waren am Mittwoch ins Bürgerhaus Kluftern gekommen, um sich über den Stand
des Planfeststellungsverfahrens B31-neu und Möglichkeiten zum Protest zu
erkundigen.
Friedrichshafen-Kluftern - "Wir wollen einwenden in
bewährter Weise und in großer Zahl", erklärte Moderatorin Elke Rudolf
gleich zu Beginn der Veranstaltung. Adalbert Kühnle erläuterte die derzeit im
Technischen Rathaus ausliegenden B31-Pläne. "Der Verlauf der Trasse hat
sich nicht geändert, es gibt nur kleine Verbesserungen im Lärmschutz",
sagte Kühnle. Am Anschlussknoten Spaltenstein etwa soll eine fünf Meter hohe
Lärmschutzwand im Bereich der Villa Wagner gebaut werden.
Doch "Pro
Kluftern" hält solche Maßnahmen nicht für ausreichend. Die
Bürgerinitiative fürchtet, dass der Anschlussknoten in Spaltenstein weiterhin
die bahnparallele Straße K7742 nach Markdorf erzwingt und so Kluftern den
Verkehr bringt, den Fischbach heute hat. "Ausbau statt Neubau" lautet
ihre Forderung. Ein einzelner Anschlussknoten westlich von Schnetzenhausen
sei ausreichend, möglich und sinnvoll, da umweltverträglicher und wesentlich
kostengünstiger, doch für diesen Anschluss lägen keinerlei Planungen vor, so
Adalbert Kühnle von "Pro Kluftern".
Geplant sind zwei
Knotenpunkte an der vierspurigen Trasse, einer in Spaltenstein und der
Heiselochknoten. Friedrichshafen bleibe bemüht, noch mehr Verkehr durch die
Stadt zu leiten als bisher, wenn auch verlagert in andere Stadtbereiche als
bisher. Kluftern soll weiterhin einer verkehrten Verkehrsplanung geopfert
werden, so sieht es die Bürgerinitiative.
Walter Zacke fürchtet, dass
durch die Bündelung von B31 und B33 zusätzlich der Verkehr aus dem Salemer Becken durch Kluftern fließt. "Unsere
Ortsdurchfahrt heißt jetzt funktionsgerechter Zubringer, Kluftern bekommt mit
diesem Konzept drei neue Straßen", so Zacke.
Mehr Verkehr, mehr Lärm und
höhere Schadstoffbelastungen sind die Einwände, die "Pro Kluftern"
gegen die Zwei-Knoten-Lösung vorbringt. Rudolf Moser erklärte, dass zunehmender
Lärm nicht nur gesundheitliche, sondern auch wirtschaftliche Folgen habe. Ab 50
Dezibel sei mit teilweise erheblichen Wertminderungen von Immobilien und mit
sinkenden Mietpreisen zu rechnen. Diesen Einwendungen sollen sich nun möglichst
viele Bürger anschließen und damit der Bürgerinitiative den Rücken stärken, die
die Ein-Knoten-Lösung notfalls auch mit rechtlichen Mitteln durchsetzen will.
Da jede Einwendung einzeln
geprüft werden muss, erhofft sich "Pro Kluftern" einen erheblichen
Zeitgewinn. Die Verzögerung des Verfahrens habe den Sinn zu zeigen, dass die
betroffen Ortschaften den politischen Willen haben, diese Planung so nicht
hinzunehmen. "Oft hören wir, man könne eh nix machen, dem ist nicht
so", ermunterte Artur Rudolf die Besucher zu Einwendungen. Innerhalb der
nächsten zwei Wochen werden die Mitglieder der Bürgerinitiative in Kluftern von
Haus zu Haus gehen, in der Hoffnung, möglichst viele Einwendungen
zusammenzutragen. Die 200 Vordrucke im Bürgerhaus waren schon Mal rasant
vergriffen.
Kommentar von Andrea Fritz
Offenbar hat die
überraschende Rodung alter Obsthochstämme im kartierten Biotop von Kluftern die
Bürger aufgerüttelt. Viel mehr Interessierte als erwartet waren ins Bürgerhaus
gekommen, um sich die neu ausgelegten B31-Pläne von den Sprechern der
Bürgerinitiative "Pro Kluftern" erläutern zu lassen und nicht wenige
haben zum ersten Mal erkannt, welche Eingriffe in die Natur mit dem
vierspurigen Straßenbau und zwei Anschlussknoten verbunden sind. Die Sorge um
die Landschaft im Naherholungsgebiet und die damit verbundene Lebensqualität
wächst. Jedenfalls waren die Vordrucke für Einwendungen in Kluftern rasch
vergriffen. Gelingt es "Pro Kluftern" tatsächlich erneut 1800
Einwendungen einzureichen, sollte davon kein Richter unbeeindruckt bleiben.