Friedrichshafen-Kluftern

Das Zauberwort heißt Einwendung

VON ANDREA FRITZ

Rund 170 Bürger - auch aus Immenstaad, Spaltenstein und Schnetzenhausen - waren am Mittwoch ins Bürgerhaus Kluftern gekommen, um sich über den Stand des Planfeststellungsverfahrens B31-neu und Möglichkeiten zum Protest zu erkundigen.

Friedrichshafen-Kluftern - "Wir wollen einwenden in bewährter Weise und in großer Zahl", erklärte Moderatorin Elke Rudolf gleich zu Beginn der Veranstaltung. Adalbert Kühnle erläuterte die derzeit im Technischen Rathaus ausliegenden B31-Pläne. "Der Verlauf der Trasse hat sich nicht geändert, es gibt nur kleine Verbesserungen im Lärmschutz", sagte Kühnle. Am Anschlussknoten Spaltenstein etwa soll eine fünf Meter hohe Lärmschutzwand im Bereich der Villa Wagner gebaut werden.

Doch "Pro Kluftern" hält solche Maßnahmen nicht für ausreichend. Die Bürgerinitiative fürchtet, dass der Anschlussknoten in Spaltenstein weiterhin die bahnparallele Straße K7742 nach Markdorf erzwingt und so Kluftern den Verkehr bringt, den Fischbach heute hat. "Ausbau statt Neubau" lautet ihre Forderung. Ein einzelner Anschlussknoten westlich von Schnetzenhausen sei ausreichend, möglich und sinnvoll, da umweltverträglicher und wesentlich kostengünstiger, doch für diesen Anschluss lägen keinerlei Planungen vor, so Adalbert Kühnle von "Pro Kluftern".

Geplant sind zwei Knotenpunkte an der vierspurigen Trasse, einer in Spaltenstein und der Heiselochknoten. Friedrichshafen bleibe bemüht, noch mehr Verkehr durch die Stadt zu leiten als bisher, wenn auch verlagert in andere Stadtbereiche als bisher. Kluftern soll weiterhin einer verkehrten Verkehrsplanung geopfert werden, so sieht es die Bürgerinitiative.

Walter Zacke fürchtet, dass durch die Bündelung von B31 und B33 zusätzlich der Verkehr aus dem Salemer Becken durch Kluftern fließt. "Unsere Ortsdurchfahrt heißt jetzt funktionsgerechter Zubringer, Kluftern bekommt mit diesem Konzept drei neue Straßen", so Zacke.

Mehr Verkehr, mehr Lärm und höhere Schadstoffbelastungen sind die Einwände, die "Pro Kluftern" gegen die Zwei-Knoten-Lösung vorbringt. Rudolf Moser erklärte, dass zunehmender Lärm nicht nur gesundheitliche, sondern auch wirtschaftliche Folgen habe. Ab 50 Dezibel sei mit teilweise erheblichen Wertminderungen von Immobilien und mit sinkenden Mietpreisen zu rechnen. Diesen Einwendungen sollen sich nun möglichst viele Bürger anschließen und damit der Bürgerinitiative den Rücken stärken, die die Ein-Knoten-Lösung notfalls auch mit rechtlichen Mitteln durchsetzen will.

Da jede Einwendung einzeln geprüft werden muss, erhofft sich "Pro Kluftern" einen erheblichen Zeitgewinn. Die Verzögerung des Verfahrens habe den Sinn zu zeigen, dass die betroffen Ortschaften den politischen Willen haben, diese Planung so nicht hinzunehmen. "Oft hören wir, man könne eh nix machen, dem ist nicht so", ermunterte Artur Rudolf die Besucher zu Einwendungen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen werden die Mitglieder der Bürgerinitiative in Kluftern von Haus zu Haus gehen, in der Hoffnung, möglichst viele Einwendungen zusammenzutragen. Die 200 Vordrucke im Bürgerhaus waren schon Mal rasant vergriffen.

 

 

Aufgerüttelt

Kommentar von Andrea Fritz

Offenbar hat die überraschende Rodung alter Obsthochstämme im kartierten Biotop von Kluftern die Bürger aufgerüttelt. Viel mehr Interessierte als erwartet waren ins Bürgerhaus gekommen, um sich die neu ausgelegten B31-Pläne von den Sprechern der Bürgerinitiative "Pro Kluftern" erläutern zu lassen und nicht wenige haben zum ersten Mal erkannt, welche Eingriffe in die Natur mit dem vierspurigen Straßenbau und zwei Anschlussknoten verbunden sind. Die Sorge um die Landschaft im Naherholungsgebiet und die damit verbundene Lebensqualität wächst. Jedenfalls waren die Vordrucke für Einwendungen in Kluftern rasch vergriffen. Gelingt es "Pro Kluftern" tatsächlich erneut 1800 Einwendungen einzureichen, sollte davon kein Richter unbeeindruckt bleiben.